«No drama!»

Vielleicht ein saloppes, leicht übertriebenes, aber doch reizvolles Gedankenspiel: Er könnte eine Mischung aus John Lennon und Mick Jagger sein. Vom Singer-Songwriter der Beatles hat er die kluge Denke, vom Frontmann der Rolling Stones die Coolness. So kommt er rüber, wenn er einem geduldig gegenübersitzt und auf die Fragen wartet, die da so gestellt werden. Wer ist er? Philippe Walther. «Philippe who?», werden sich jene fragen, die nicht aus der Branche sind. Connaisseure des Designs von Tischen, Stühlen, Sofas und Sideboards können ihn gut einordnen. Richtig, er ist CEO von Mobimex, dem Unternehmen mit den beiden Marken «Zoom by Mobimex» und «Studio by Mobimex». Er kümmert sich um das Management des Unternehmens, ist aber – das spürt man aus allem, was er sagt, heraus – selbst eng und leidenschaftlich mit grossartigem Design verbunden. Er steht auf der Matte, wenn ein neues Design von hochwertigen Möbeln ansteht; ungeachtet davon, ob es für Privates oder fürs Büro bestimmt ist.
Geht man auf die Homepage von Mobimex – Studio und Zoom haben jeweils eine eigene Homepage – und sucht nach den Designern, die mit Philippe Walther und seinem Unternehmen liiert sind, findet man ein exzellentes, bonbonbuntes Mixtum. Wir zitieren ihn sinngemäss: «Ob wilder Rookie, arrivierter Gestalter oder gehypter internationaler Designer – in einer bewegten Zusammenarbeit zählen nur diese Parameter: Eine gemeinsame Idee verfolgen, die zu einem überragenden Design anstiftet, und damit etwas Neues, etwas Anderes, etwas Überraschendes schaffen. Das grosse Wort, das über allen gestalterischen Attributen schwebt, heisst Begehren. Eine so kreierte Begehrlichkeit ist dann der Lohn für ein in Passion entstandenes Möbelstück, das die Menschen auf der ganzen Welt kaufen. Mehr noch: Sie zelebrieren diese Objekte auch gerne in ihrer persönlichen Umgebung. Denn sie sind sich auch bewusst, ein Objekt zu haben, das die Zeit überdauern wird. Das weitergereicht wird an die nächste Generation, an die Kinder und Kindeskinder und von da an… der Rest der ununterbrochenen Kette der Begehrlichkeit wäre dann sinngemäss.»
Eigentlich wollten wir keinen einzelnen Designer aufs Podest lupfen. Wir tun’s doch: Dante Bonuccelli. Dante? Nomen est omen? Zumindest lässt sich von Dante Bonuccelli zu Dante Alighieri ein Brücke schlagen, die die beiden wahrhaftig verbindet. In seinem Buch «Göttliche Komödie» steht Dante in der Osterwoche im Jahre 1300 hinab in den Abgrund des Infernos, steigt über den Läuterungsberg zum irdischen Paradies und wird durch die Himmelssphären endlich bis in den Lichthimmel zur Anschauung Gottes geführt. Der ethische und spirituelle Gehalt dieser exemplarisch vollzogenen Umkehr und Heimkehr ist verwoben in eine nicht abbrechende Folge sinnfälliger Szenen. Deshalb fasziniert dieses Werk noch heute. In lebendig geschauten Begegnungen mit Gestalten aus Mythos und Geschichte, noch mehr aber mit Männer und Frauen aus des Dichters engerem und weiterem Umfeld setzt sich Dante mit der Kirche, dem Staat, der Gesellschaft seiner Zeit, dem zeitlichen Schicksal der Menschen und ihrer ewigen Bestimmung auseinander. Dante Bonuccelli, hat wohl, wie Dante Alighieri, den untrüglichen Blick für unsere Sehnsüchte, in denen wir hoffnungslos verloren sind. Er nannte drei Dinge, die uns aus dem Paradies geblieben sind: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder. Vielleicht ist Bonuccellis Design so vereinnahmend, weil er nie aufgehört hat, die Welt mit den verwunderten Augen eines sechsjährigen Kindes zu sehen. Er und Mobimex, das ist ein lange, glückliche Marriage, gegenseitig getragen von hoher Verbindlichkeit. Bonuccelli hat ein absolutes Fingerspitzengefühl für Formen, die ankommen. Philippe Walther hat es auch: Das ist eine Qualität, die in dieser so uniformiert dahertrabenden Gleichmacherei so taufrisch wirkt und ganz einfach wohltut, wenn man diesem «Gspüri fürs Aussergewöhnliche» persönlich begegnet. Dante Bonuccelli hat sein Oeuvre zur Perfektion gebracht, indem er Metall und Holz meisterhaft miteinander verheiratet. Dem ist, das lässt sich gut nachvollziehen, eine lange Phase des Pröbelns vorausgegangen; also ein Experimentieren mit verschiedenen Materialien wie mit kaltem Stahl und Aluminium in Verbindung mit warmem Massivholz. Durch die Zugabe von filigranen Strukturen und markanten Flächen entstand hieraus 2004 gar eine ganz neue Tischgeneration:die TIX-Linie. Diese hat mittlerweile in der ganzen Welt Platz genommen.
Von Philippe Walther wollten wir wissen, ob Design eine Moral, ein Gewissen haben könne. «Selbstverständlich», startet er seine wohldosierte Antwort. «Moral und Gewissen, für mich ein Zwillingspaar, haben eine grosse Bedeutung in unserer Unternehmenskultur. Wir gehen sehr sorgsam mit den natürlichen Ressourcen um. Quintessenz: Wir kümmern uns in allen Sparten der Produktion um Nachhaltigkeit.» Gesagt. Geglaubt. «Philippe Walther, angenommen, Sie wären für einen einzigen Tag Herrscher der Welt. Was würden Sie dem Volk sagen?» «Lasst euch nicht unterkriegen! In jeder Situation, und ist sie noch so verworren und hilflos verfahren, gibt es eine Wahl. Vielleicht muss man sich umdrehen, um nach Westen statt noch Osten weiterzugehen. Schliesslich will ja niemand als Sackgassenmensch ohne Ende im Hamsterrad weiterspuhlen.» Nach einem Leitsatz gefragt, kommt die Antwort sofort und ungeschminkt auf den Tisch: «No drama! It’s always a matter of perspective.»

studiobymobimex.com

zoombymobimex.com

Teilen: