Für Arthur Schnitzler war klar: «Wir spielen immer. Wer es weiß, ist klug.» Für Schopenhauer steht hinter allen Manifestationen des Seins ein unersättlicher Wille, der nie befriedigt werden kann, der will und immer mehr will und darum Leid erzeugt. Die kontemplative Hingabe an die Schönheit der Musik kann eine zeitweise Erlösung von diesem Leiden am Dasein werden. «In dem Moment, in dem das Schöne erscheint, ist alles gut, der Wille kommt zeitweilig zur Ruhe.»
Robert Hunger-Bühler hat, so scheint es zumindest, in der Tiefe eines Wortes, eines Gedankens seinen Zugang zur Schönheit gefunden. Die Ruhe allein ist für ihn Anstiftung zur Unruhe. Er ist ein fortwährend Suchender. Er hat das Scheitern im Leben vermieden, indem er es nicht nur thematisiert, sondern auch riskiert hat. So betrachtet ist Robert Hunger-Bühler auch ein Spieler.
Wer von uns wäre nicht gern einmal Enkelkind, Freund, Geliebte, Sohn, Ehefrau, Weggefährte, Untergebener oder auch Feind von ihm, dem feinsinnigen, vielfältigen und doch so unverwechselbaren Bruno Ganz, der immer ganz nah – nomen est omen – manchmal sogar schmerzhaft nah seinen Rollen ist. Der mit ihnen verschmilzt, in sie eintaucht, hineinkriecht, sie durchleuchtet, abhört wie mit einem Stethoskop und alle Nuancen, Vibrationen oder auch Urgewalten der Figuren auf seine ganz eigene, zutiefst wohlwollende, nahezu ganzheitliche Art nicht zum Leben erweckt, sondern sie mit leisen, genau hinzielenden Handbewegungen zum Leben führt, sei es auf der Theaterbühne oder der Filmleinwand.
„Als er in Kopenhagen das Studio betrat, war es mir, als würde die Zeit stehen bleiben.“